500.000 Europäer fordern: Hände weg vom europäischen Naturschutz

Rekordbeteiligung bei EU-Umfrage: Natura-2000-Richtlinien sollen nicht ausgehölt werden

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Rund 500.000 EU-Bürger haben die Europäische Kommission in einer von ihr initiierten Befragung aufgefordert, eine Schwächung der europäischen Naturschutzgesetzgebung zu verhindern und stattdessen das sogenannte NATURA-2000-Schutzgebietsnetzwerk zu stärken. Anlass waren Pläne der Juncker-Kommission, entsprechende Naturschutzrichtlinien „modernisieren“ zu wollen.

Viele Umweltexperten gehen jedoch davon aus, dass unter dem Deckmantel  der geplanten "Modernisierung" sowie eines ominösen  „Fitness Checks“ die Abrissbirne gegen den europäischen Naturschutz geschwungen werden sollte.

Erfolgreichste Bürgerbeteiligungskampagne in der Geschichte der EU
Dass die Bürger der EU auf diesen Trick nicht hereinfielen, zeigt die hohe Beteiligung der Befragung: Nie zuvor verzeichnete eine EU-Konsultation eine solche Resonanz. Dies ist vor allem auf die Mobilisierungsaktion von 120 Umweltorganisationen in den 28 Mitgliedstaaten zurückzuführen. Tatsächlich gilt die begleitende "Nature Alert!"-Kampagne schon jetzt als erfolgreichste Bürgerbeteiligungskampagne in der Geschichte der EU.

Seit mehr als 20 Jahren existiert das Instrument Natura 2000, das für ganz Europa ein funktionierendes und wissenschaftlich begründetes Netzwerk besonders schützenswerter Arten und Lebensräume auf circa 20 Prozent der Fläche Europas geschaffen hat. Damit ist NATURA 2000 das größte Schutzgebietsnetz weltweit und eine Erfolgsstory für den Artenschutz.

Einige Arten, wie die Wildkatze, der Kranich und andere gefährdete Vogelarten konnten aufgrund der NATURA-2000-Gebiete ein Comeback feiern. Europas Naturschutz-Richtlinien (Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat Richtlinie) sind weltweit als effiziente Basis für den Schutz gefährdeter Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten anerkannt.

NaturFreunde unterstützen Öffentlichkeitsarbeit für Natura 2000
Die NaturFreunde haben in den letzten Jahren die Umsetzung von Natura 2000 aktiv unterstützt und mit ihren Kampagnen wie Natura Trails dazu beigetragen, die öffentliche Wertschätzung für das Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk zu heben. Zahlreiche Studien belegen mittlerweile die positiven Auswirkungen des europäischen Naturschutznetzwerks sowohl aus ökologischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht. So haben sich viele Natura-2000-Regionen dank ihrer landschaftlichen Vielfalt zu beliebten Tourismusregionen entwickelt, was zu mehr regionaler Wertschöpfung führt.

Denn Natura-2000-Gebiete sind zumeist keine Totalreservate, sondern auch Einladungen an die Bevölkerung, Naturschätze vor der eigenen Haustür kennenzulernen. Die NaturFreunde haben dafür die Natura Trails entwickelt. Natura Trails sind Wanderwege durch Natura-2000-Gebiete, die für eine sanfte Freizeitnutzung geeignet sind. Ehrenamtlich erstellte Faltblätter zu jedem Trail erklären ökologische Besonderheiten und Zusammenhänge und machen Lust, die heimischen Naturschätze "vor der eigenen Haustür" zu erfahren. Zudem stärken sie das Bewusstsein für den Schutz von Natur und Landschaft. Mehr als 100 Natura Trails gibt es allein in Deutschland.

Auch Industrie akzeptiert europäische Naturschutzrichtlinien
Nicht nur in Naturschützern und Naturtouristen hat NATURA 2000 zahllose Liebhaber gefunden, auch in Planungsbehörden und der Industrie stoßen die Naturschutzrichtlinien (FFH – und Vogelschutzrichtlinie) mittlerweile auf eine breite Akzeptanz. Schließlich tragen sie nach mehr als 20 Jahren Anwendung und in Gerichtsverfahren erprobten Rechtsauslegungen zur Planungssicherheit bei. Das NATURA-2000-Schutzgebietsnetzwerk ist ein wichtiger Pfeiler in dem langen Weg hin zu einem guten Zustand der Natur. Dieser Pfeiler darf nicht geschliffen werden.

„Die sensationell hohe Beteiligung an der Konsultation zeigt, wie sehr die Erhaltung einer intakten Natur den EU-BürgerInnen am Herzen liegt“, bestätigte Andrea Lichtenecker, Geschäftsführerin der NaturFreunde Internationale. „Nun ist die EU gefordert, die Wünsche der BürgerInnen umzusetzen, und sich klar zum Schutz der Natur zu bekennen, um den in Europa immer noch voranschreitenden Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen.“

„Buckower Aufruf“ der 36. NaturFreunde-Bundeswandertage
Auch die Teilnehmer der 36. Bundeswandertage der NaturFreunde Deutschlands haben in Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten und NaturFreundes Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) am 1. Juni 2015 den sogenannten Buckower Aufruf verabschiedetet. Darin fordern sie alle Bürgerinnen und Bürger auf, die europäischen Schutzgebiete zu verteidigen.

Verteidigen auch Sie den europäischen Naturschutz, lassen Sie eine Nivellierung der entsprechenden Richtlinien nicht zu und bleiben sie wachsam. Die Interessen der Wirtschaft dürfen nicht den Naturschutz dominieren.