Die Bundesfototage 2014 thematisieren die Industriekultur im Ruhrgebiet
Wer als NaturFreunde-Fotograf gute Motive sucht, sollte sich auch mit der Industriefotografie beschäftigen. Gerade die Relikte der vielerorts untergegangenen Schwerindustrie bieten ungewöhnliche Perspektiven auf markante Formen, die immer auch ein Stück Arbeiterkultur transportieren und sich insbesondere für die Schwarz-Weiß-Fotografie eignen.
Empfohlen sei zum Beispiel das nahe Saarbrücken gelegene ehemalige Stahlwerk Völklinger Hütte, 1986 stillgelegt und 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die historische Technik begeistert nicht nur Fotografen; ein Labyrinth aus steilen Treppen und engen Gängen, dann wieder riesigen Hallen und luftigen Aussichtsplattformen, fasziniert die gesamte Familie.
Zwar ist die Völklinger Hütte auch ein lohnendes Ziel für Farbfotografen: Faszinierend sind zum Beispiel die unterschiedlichen Brauntöne des rostigen Stahls und der Klinkersteine. Doch insbesondere die spätere Umwandlung in Schwarz-Weiß lässt manches Motiv erst richtig zur Geltung kommen.
Richtig: Im Zeitalter der Digitalfotografie arbeitet der Schwarz-Weiß-Fotograf erst in Farbe und wandelt diese Basis dann um in Schwarz-Weiß. Denn wer sofort ohne Farbe fotografiert, verschenkt zu viele Möglichkeiten. Eine vorherige Schwarz-Weiß-Aufnahme empfiehlt sich aber, um die Wirkung der gewählten Perspektive besser einschätzen zu können. Denn: Auch wenn Color-Fotografen gelegentlich etwas mitleidig auf ihre Schwarz-Weiß-Kollegen herabblicken, sei doch an dieser Stelle eine Lanze für die Schwarz-Weiß-Spezialisten gebrochen: Deren Arbeit ist um Längen schwieriger und aufwendiger.
Grundsätzlich gilt: Aufnahmen immer im RAW-Format machen, um alle Bearbeitungsoptionen offen zu halten. Denn während die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie auf die Nutzung entsprechender Filme und aufschraubbarer Filter beschränkt blieb, bieten moderne Bildbearbeitungsprogramme mittlerweile ein fast schon unüberschaubare Fülle von Möglichkeiten, Farbfotos im Nachhinein umzuwandeln. Diese gehen weit über den Entzug der Sättigung hinaus und sind derart vielfältig, dass ihre Beschreibung auch eine ganze NATURFREUNDiN füllen könnte.
Die Bundesfachgruppe Foto versucht deshalb, für kommende Fotokonferenzen gute Fachreferenten zu diesem Thema zu bekommen. Auch wenn es vielleicht zu den Bundesfototagen Mitte Oktober im Ruhrgebiet noch nicht klappen wird, so sollten sich Schwarz-Weiß-Fotografen trotzdem anmelden, schließlich sind Fotoexkursionen zum Thema „Industriekultur im Ruhrgebiet“ fest eingeplant. Der Dortmunder NaturFreund Wulf Homann etwa arbeitet an einer Führung durch das ehemalige Hochofenwerk Phoenix-West, das zum begehbaren Industriedenkmal im Naherholungsgebiet umgewandelt wurde.
Ob der „Hüttenmann“, eine Stahlarbeiter-Skulptur direkt vor dem Hochofenwerk im Landschaftspark, nun eher ein Motiv für Natur- oder Industriefotografen ist, möge bitte jeder selbst für sich entscheiden. Die Bundesfachgruppe Foto lädt auf jeden Fall alle NaturFreunde-Fotografen ins Ruhrgebiet und wünscht „Gut Licht“ bei den anstehenden Exkursionen.
Reinhard Epple/Günther Pritzkow, Fotogruppe der NaturFreunde Königsbach-Stein
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 3-2014.