Gülleausbringung darf Mensch und Umwelt nicht belasten

Die NaturFreunde Schleswig-Holstein appellieren zum offiziellen Start der „Gülle-Saison“ am 1. Februar an alle Landwirte, auch an Mensch und Umwelt zu denken und die Düngeverordnung strikt einzuhalten.

„Eine sachgerechte Gülle-Ausbringung nützt sowohl der Umwelt als auch den Landwirten“, stellt Dieter Neumann, Landesvorsitzender der NaturFreunde fest. „Nur die Nährstoffe aus der Gülle, die an die Pflanzen gelangen, fördern die Erträge. Alle anderen Nährstoffe belasten nur unsere Umwelt und Gewässer.“

Eine unverzügliche Einarbeitung der Gülle in den Boden, idealerweise zeitgleich zur Ausbringung – müsse als betrieblicher Standard etabliert werden, fordern die NaturFreunde. Mit modernen bodennahen Ausbringungstechniken ließen sich in erheblichem Maße – bis zu 90 Prozent – Ammoniakverluste vermeiden, die unserem Klima schaden. Bedauerlicherweise sei der Einsatz bodennaher Techniken wie Schleppschlauch-, Schleppschuh- und Schlitzverteiler erst ab dem Jahr 2020 beziehungsweise 2025 für alle Landwirte Pflicht.

Belastend für das Grundwasser werde es, wenn die Gülle regional zu konzentriert ausgebracht werde. Besser als wenige Intensiv-Gülleduschen sei eine regelmäßigere Gülle-Ausbringung in kleineren Mengen und Absprachen von Landwirten untereinander.

„Auf eine Ausbringung von Freitagmittag bis Montagfrüh sollte auf Flächen, die dichter als 500 Meter an eine Wohnbebauung grenzen, gänzlich verzichtet werden“, fordert Neumann, „dann klappt es auch mit den Nachbarn auf dem Land.“ Im digitalen Zeitalter sei es denkbar, seine Nachbarn vor Düngerfahrten per SMS oder Whats App zu benachrichtigen – einmal digital eingerichtet, sei dies kein großer Aufwand.

Gülleausbringung funktioniere nicht nach Kalender, sondern müsse den Witterungsbedingungen angepasst werden. Um klimaschädliche Ammoniakemissionen aus der Gülle zu vermeiden, seien günstige Witterungsverhältnisse mit möglichst niedrigen Temperaturen, bedecktem Himmel, Windstille, nachfolgenden Niederschlägen notwendig. Bei der jetzigen Witterung mit wassergesättigten Böden könne die Gülle nicht mehr aufgenommen werden und belaste nur die Gewässer.

Hintergrund:

Neben klimaschädlichen Gasen, die aus der Gülle in die Atmosphäre entweichen, schwindet bei übermäßiger Düngung die Vielfalt der Arten auf und neben dem Acker. Der Boden kann diese Nährstoffe dann nicht aufnehmen.

Es besteht die Gefahr, dass die Gülle bei späterem Regen in Oberflächengewässer gespült wird. Über Flüsse gelangen die Nitrate ins Meer und fördern das Algenwachstum. Die Ostsee droht auf diese Weise zu ersticken. Aus dem Stickstoffdünger Gülle entsteht Nitrat, das auch die Gesundheit von Mensch und Tier schädigen kann.

Dr. Ina Walenda
NaturFreunde Schleswig-Holstein