Die Globalisierung hat eine neue Dimension erreicht: Menschen, Staaten und Organisationen sind in einem beispiellosen Ausmaß durch digitale Netzwerke miteinander verbunden und voneinander abhängig, und damit hochgradig verwundbar. Ein Blick auf das heutige Weltsystem zeigt zugleich: immer mehr Krisen, Kriege und Flüchtlinge, explodierende Ungleichheit, Zerstörung von Natur und Umwelt sowie der Demokratie und des Sozialstaates – Ergebnis der neoliberalen Revolution mit Digitalisierung und Finanzkapitalismus als treibende Kräfte der globalen Entwicklung.
Statt die drängenden Menschheitsprobleme zu lösen und Frieden zu schaffen, werden technische Revolutionen wie „Digitalisierung“, „Künstliche Intelligenz“, „Big Data“, „Industrie 4.0“, autonomes Fahren oder „smarte“ Apparate und Konzepte vor allem von IT-Giganten aus dem Silicon Valley (USA), Wirtschaftsverbänden und der Politik gepriesen. Und dies, obwohl seit einigen Jahren renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik auf die Gefahren des „Technologischen Totalitarismus“ (Frank Schirrmacher) hinweisen. Damit verbunden ist die „unheilvollste Allianz“ (Harald Welzer) aus privaten IT-Konzernen und staatlichen Institutionen einschließlich der Geheimdienste, deren gemeinsames Ziel die Totalüberwachung von Personen, Gruppen und der Gesellschaft insgesamt ist. Dies bedeutet eine historisch einmalige Zusammenballung von Macht, ohne jede demokratische Legitimation und Kontrolle. Hinzu kommen neue Gefahren etwa durch die Militarisierung des Cyberspace und digitale Hochrüstung, Cyberkriege und Cyber-Kriminalität. Die Politik, so Jakob Augstein 2017, habe vor den „digitalen Massenvernichtungswaffen“ kapituliert. Etliche internationale Expert/-innen verweisen auf die Entwicklung hin zur „programmierten Gesellschaft“, zur „metrischen Lebensführung“ oder gar zum (digitalen) Neufeudalismus.
In der Tat, der einstige emanzipatorische Traum vom Netz ist ausgeträumt. Unter den gegenwärtigen Bedingungen wird die Digitalisierung die globalen Menschheitsprobleme eher verstärken denn zu ihrer Lösung beitragen. Einer der Gründe dafür liegt in der vielfach zitierten „Kalifornischen Ideologie“ im Silicon Valley, die einem reduktionistischen Menschenbild und einem technologischen Determinismus huldigt – verquirlt mit einer Hybris aus Weltenrettertum und Transhumanismus. Dies führt zu der Kernfrage: Unter welchen Bedingungen könnte die Digitalisierung zur Bearbeitung der globalen Probleme beitragen? Oder: Welche Digitalisierung wünschen wir als Bürger/-innen, welche nicht?
Lernziele:
- die historischen Aspekte der Entstehung von Computer und Internet zu beleuchten,
- Grundfragen zum sog. technischen Fortschritt und die ihm zugrunde liegenden Menschenbilder zu erörtern und ein kritisches Technikverständnis zu gewinnen,
- die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung in verschiedenen Dimensionen zu beleuchten sowie deren Treiber und Akteure kennen zu lernen, zu verstehen und kritisch einzuschätzen,
- mögliche Alternativen zu erörtern und zu diskutieren.
Referentin: Dr. Doris Zimmermann aus Bad Staffelstein
Ü/VP, Seminar
Mitglieder/Gäste: 85/105 €
NaturFreunde Rheinland-Pfalz
Karlheinz Frech
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