Wenige Tage nach der Verabschiedung des Lieferkettengesetzes (offizielle Bezeichnung: Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz), am 21. Juni 2021, haben die NaturFreunde eine Veranstaltung für NaturFreund*innen und am Tourismus Interessierte durchgeführt, um der Frage nachzugehen, was das neue Gesetz für den Tourismus im Globalen Süden bringt.
Bevor es um die touristischen Lieferketten ging, stellte eine NaturFreundin eine kurze Analyse des aktuellen Lieferkettengesetzes von der Initiative Lieferkettengesetz vor.
Als Hauptreferentin gab Antje Monshausen, Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch und Referentin für Tourismus und Entwicklung bei Brot für die Welt, einen Überblick über die Tourismusbranche, bevor sie ausführlich auf Lieferketten im Tourismus einging.
Tourismus gehörte vor der Pandemie zu einer der bedeutendsten und stetig wachsenden Branchen. Im Tourismus sind sehr viele Menschen beschäftigt – weltweit ist jeder elfe Arbeitsplatz in der Tourismusbranche angesiedelt, davon etwa 50 Prozent im informellen Sektor. Allein dieser Fakt zeigt, wie schwierig es ist, dass Gesetze die Arbeitnehmer*innen erreichen, die vor allem von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind.
Die touristischen Lieferketten sind weiterverzweigt und kleinteilig – von der großen Reiseagentur bis hin zu Tourguides und Fahrer*innen. Unternehmen unterschiedlicher Größen sind involviert. Die Referentin machte deutlich, dass es für einen wirksamen Schutz von Menschenrechten und der Umwelt langfristig eine andere Art des Tourismus braucht. Denn das Lieferkettengesetz wird im Tourismus die Risiken und Verletzungen von Menschenrechten und die Umweltverschmutzung entlang der Wertschöpfungsketten nicht systematisch adressieren. Hier sind sich zivilgesellschaftliche Organisationen wie Tourism Watch und die NaturFreunde einig, dass das Lieferkettengesetz nachgebessert werden sollte.
Antje Monshausen wies auf einen weiteren wichtigen Punkt hin, der auch für die Arbeit der NaturFreunde eine Rolle spielt: Tourismus hat insgesamt ein eher positives Image, das Bewusstsein bei Verbraucher*innen über menschenrechtliche Risiken im Tourismussektors ist nicht sehr ausgeprägt. Eine Sensibilisierung der Reisenden für dieses Thema ist darum ist wichtig. Die NaturFreunde leisten mit dem von Engagement global geförderten Projekt „Global unterwegs" hierzu einen Beitrag.