Mit Liebe für Freiheit und Frieden

Drei Beispiele, wie NaturFreund*innen die Gesellschaft prägten

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Wie wollen wir leben? Das fragen sich Menschen gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche. Wir NaturFreunde können hier Orientierung bieten mit unserer Weltanschauung, unserem Menschenbild und unserer Haltung.

Bruno Klaus Lampasiak zeigt an drei Beispielen, wie NaturFreund*innen die Gesellschaft prägten. Denn ist es nicht die Geschichte, aus der die Zukunft wächst?

 

 

illu_willy_brandt_0.jpgGenossen für den Frieden
1971, NaturFreunde-Bundeskongress in Bremen: Plötzlich geht die Tür auf, Bundeskanzler Willy Brandt tritt ein und geht sofort zum Rednerpult „Ich weiß, dass meine Regierung und die NaturFreunde im Ringen um Vernunft zur Sicherung des Friedens Bundesgenossen sind. Dafür möchte ich euch danken“, sagt er. Und dann folgte ein Satz, der noch lange Rätsel aufgab: „Es spricht hier jemand, der in seiner Kindheit und Jugend nicht nur mit Abstand, sondern aus ganz enger Nähe mit der NaturFreunde-Arbeit in Kontakt gewesen ist, und der dies sein ganzes Leben mit sich getragen hat.“

Heute wissen wir, dass Willy Brandt in eine NaturFreunde-Familie hineingeboren wurde. Er machte Vereinswanderungen mit, konnte NaturFreunde-Lieder singen und sich dabei auf der Mandoline begleiten. Die NaturFreunde können stolz sein, dass Willy Brandt wichtige Impulse für seine spätere Tätigkeit und seinen Einsatz für Frieden und Freiheit bei den NaturFreunden gefunden hat.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges hat Willy Brandt unzählige Bemühungen für Frieden und Völkerverständigung unternommen. Sein Kniefall am Mahnmal für den Aufstand im Warschauer Getto und die Verleihung des Friedensnobelpreises waren Höhepunkte im Leben eines Politikers, der sich trotz aller Widerstände stets für den Frieden eingesetzt hat.

illu_margarete_steffin_0.jpgLiebend für die Kunst
Unweit des Berliner Ensembles, des Theaterhauses von Berthold Brecht, verläuft die Margarete-Steffin-Straße. Brecht und Steffin waren ein Paar und befruchteten sich auch künstlerisch. Margarete Steffin kamen dabei ihre Erfahrung aus der NaturFreunde-Jugendgruppe zugute. Geboren wurde sie 1908 in einem Berliner Arbeiterviertel. Schon früh schrieb sie Theaterstücke, die in der Schule aufgeführt wurden. NaturFreundin wurde sie in Berlin-Treptow, wo es eine Jugendgruppe aus etwa 20 Arbeiterkindern gab, die sich gemeinsam fehlendes Wissen aneigneten.

Sie schrieb unermüdlich Texte, auch wirkte sie im NaturFreunde-Sprechchor mit. Bald wurde ihr die Gruppenleitung übertragen. Während einer Aufnahme eines Theaterstückes kam es dann zu einer ersten Begegnung mit Berthold Brecht, aus der sich eine Liebesbeziehung entwickelte. Steffin inspirierte den Dramatiker: Ihr Wissen über die Arbeiterbewegung brachte Brecht, den Sohn eines Bankdirektors, in seiner dichterischen Arbeit voran, zum Beispiel beim proletarischen Film „Kuhle Wampe“ oder beim Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Zudem beherrschte sie fünf Fremdsprachen, führte Brechts Korrespondenz und ordnete sein Werk.

Margarete Steffin folgte Berthold Brecht auch auf der Flucht vor den Nazis. Bevor er ein Visum für die USA bekam, verstarb sie an Tuberkulose. Brecht schrieb darauf: „Seit du gestorben bist, kleine Lehrerin, gehe ich blicklos umher, ruhelos, in einer grauen Welt staunend.“

illu_georg_elser_0.jpgKonsequent gegen Hitler
Auf Weisung von „höchster Stelle“ wurde am 9. April 1945 ein längjähriger Insasse des Konzentrationslagers Dachau erschossen. Es handelte sich um Georg Elser, der Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller mit einer Bombe hatte töten wollen. Doch Hitler verließ am 8. November 1939 den Raum 13 Minuten früher als geplant. Auch Georg Elser war NaturFreund, sein Biograf Helmut Ortner sagte mir das. Entsprechende Belege zu finden, ist schwierig, denn Elser wollte keine hinterlassen. Schließlich war ihm schon früh klar, dass er etwas gegen Hitler unternehmen wollte. „Ich habe den Krieg verhindern wollen“, wird er zitiert.

Aus der Presse erfährt Elser, dass sich die Spitzen des NS-Regimes jedes Jahr am 9. November im Bürgerbräukeller treffen. Beim nächsten Treffen will er eine Bombe explodieren lassen, besorgt sich Sprengmaterial und meißelt schließlich in 30 Nächten zwischen August und November Hohlräume in die Säule. Die Bombe richtet großen Schaden an, doch Hitler ist nicht mehr im Keller. Elser wird festgenommen, gefoltert, gesteht das Attentat und kommt nach Dachau.

Lange Zeit wurde behauptet, Elser habe mit dem NS-Staat zusammengearbeitet. Oder im Auftrag der Briten gehandelt. Erst in den 1990er-Jahren schließlich wurde allgemein akzeptiert, dass der „einsame Attentäter“ einer der konsequentesten Gegner der NS-Diktatur gewesen ist. Sein Erfolg hätte vielen Millionen Menschen unendliches Leid erspart.

Bruno Klaus Lampasiak
NaturFreunde Berlin