Kinder- und Jugendbeteiligung: Expert*innen in eigener Sache ernst nehmen

Warum Kinder- und Jugendbeteiligung so wichtig ist und warum davon auch die Erwachsenen profitieren

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Kinder- und Jugendbeteiligung klingt erst einmal für viele abstrakt – dabei ist es eigentlich ganz einfach: Bei allem, was junge Menschen betrifft, sollen sie mitbestimmen können. Sie selbst sind Expert*innen in eigener Sache und haben auf viele Situationen eine „fachlichere“ Sichtweise als Erwachsene.

Kinder und Jugendliche sind Akteure, äußern ihre Bedürfnisse, organisieren ihr Leben, versuchen ihre Umwelt mitzugestalten, positionieren sich im Verhältnis zu anderen Menschen, stecken ihre Einflusssphären ab, übernehmen Aufgaben, kommen Verpflichtungen nach oder widersetzen sich ihnen. Sie tun dies je nach Alter und Lebenssituation in besonderer Weise. Es kommt darauf an, die verschiedenen Äußerungsformen als Formen von Partizipation zu verstehen, ernst zu nehmen und zu unterstützen.

Beteiligung ist nicht nur geltendes Recht in Deutschland (Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention), sondern auch hilfreich für Erwachsene, die von dem „insider-wissen“ profitieren können und zukünftig innovationsfähiger, qualitativer und effizienter planen können. Oder das Gemeinwesen und die Kommunikation zwischen Jugend und Erwachsenen bzw. Politik und Verwaltung beleben können. Lebens- und Aktionsräume, die jungen Menschen Selbstbestimmung ermöglichen, stellen übrigens nicht nur ein Qualitätskriterium von Kinderfreundlichkeit dar, sondern binden junge Menschen auch an ihren Lebensort.

Dass junge Menschen Interesse und Lust haben sich zu beteiligen und mitzugestalten, zeigt eine Vielzahl an aktuellen Bewegungen oder Interessensgruppen, aber auch Studien. Die Shell-Jugendstudie ist hierbei eine der bekanntesten.

Auch die Naturfreundejugend hält demokratische Mitbestimmung für eine unverzichtbare Voraussetzung, um eine offene und lebendige Gesellschaft anzustreben, in der die Menschen sich frei entfalten können.

Demokratie lebt durch das Engagement aller! Mit außerschulischen Bildungsangeboten wie dem Projekt „LandAktiv“ unterstützt die Naturfreundejugend Thüringen die Demokratieförderung. Das aufsuchende Konzept will jungen Menschen Gestaltungsräume eröffnen, um Verantwortung zu übernehmen und demokratische Entscheidungswege zu erfahren, zu nutzen und mitzugestalten.

Gerade für junge Menschen mit verschiedenen sozialen Hintergründen müssen Möglichkeiten der Aufklärung und Beteiligung geschaffen werden, um eventuelle Vorurteile gegen Politik oder andere Menschen, die vielleicht im Elternhaus oder in der Peergroup generiert wurden, auszuräumen. So gilt es (Land-)Räume zur Begegnung zu schaffen, in denen sich erfahren lässt, wie differenziert Meinungen sind und wie wichtig es ist, sich von Dingen eine eigene Meinung zu bilden. Das betrifft sowohl das Kommunalwahlrecht als auch die Mitbestimmung über Wahlen hinaus.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der Ausgabe 3-2019 des kompass – dem Magazin der NaturFreunde Thüringen.