Konzerttipp: Die honduranische Sängerin Karla Lara auf Deutschlandtournee

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"Nuestros cuerpos se encuentran y acuerdan vivir, porque como han dicho en su reciente encuentro las Mujeres Zapatistas, acordamos vivir, y como la vida es lucha, acordamos luchar y como nosotras cantamos para luchar y luchamos para cantar, acordamos vivir cantando!"
– „Unsere Körper treffen sich und beschließen zu leben. So wie es die zapatistischen Frauen vor kurzem bei ihrem Treffen formulierten: Wir beschließen zu leben und da Leben Kampf ist, beschließen wir zu kämpfen. Und da wir singen um zu kämpfen und kämpfen um zu singen, beschließen wir singend zu leben!“

– Karla Lara, im März 2018, zur bevorstehenden Tour in Deutschland

Seit etwa einem halben Jahr befasst sich der Arbeitskreis Internationalismus der NaturFreunde Berlin intensiv mit der Situation in Honduras. Schwerpunkt dabei ist unter anderem die Frage, wie die Situation im Land in Deutschland bekannter gemacht werden kann. Die Aktiven im Arbeitskreis Internationalismus begrüßen deshalb, dass das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. (FDCL) die Konzertreise der bekannten honduranischen Sängerin Karla Lara in Deutschland unterstützt. Der Arbeitskreis Internationalismus der NaturFreunde arbeitet gemeinsam mit der FDCL, CADEHO und der Honduras Delegation und setzt sich für die Gewährleistung und Achtung der Menschenrechte und Honduras ein. Derzeit wird im Arbeitskreis ein Projekt erarbeitet, das das Ziel verfolgt, die sozialen Bewegungen in ihrer politischen Arbeit zu unterstützen.

Vom 22. Juni bis 28. Juli wird Karla Lara mit ihrem Pianisten Jose Antonio Velasquez in mehreren deutschen Städten auftreten. Die Sängerin und Feministin gilt in ihrem Heimatland Honduras als Stimme des Widerstands. Seit 2004, als sie sich für ein Leben als Sängerin entschied, hat sie vier CDs produziert.

Militarisierung und neo-liberaler Ausverkauf in Honduras

2009 fand in Honduras der erste Putsch auf lateinamerikanischem Boden im neuen Jahrtausend statt. Der damalige Präsident Manuel Zelaya wurde gestürzt und der durch ihn eingeleitete politische Wandel gestoppt. Seitdem regiert die rechts-konservative Nationale Partei, die auf einen konsequent neoliberalen Wirtschaftskurs setzt – weite Teile des Landes wurden bereits für Bergbau, Wasserkraft oder andere Großprojekte konzessioniert. Durchgesetzt werden die Projekte autoritär: Indigene Gemeinden werden nicht befragt, ob sie den Projekten auf ihren Territorien zustimmen, Gegner*innen werden eingeschüchtert, bedroht und ermordet.

Der im November 2017 verfassungswidrig wiedergewählte und durch Wahlbetrug wieder an die Macht gekommene Präsident Juan Orlando Hernández setzt auf eine enorme Militarisierung der Gesellschaft, die Aushebelung der Gewaltenteilung und eine zunehmend diktatorische Machtausübung.

Honduras gehört heute zu den weltweit gefährlichsten Ländern für Umweltschützer*innen, Journalist*innen und LGBTI-Aktivist*innen. Auch die Rate an Frauenmorden ist alarmierend hoch. Politisches Engagement ist in dem kleinen zentralamerikanischen Land mit hohen Risiken verbunden.

Politische Texte, Humor und eine großartige Stimme

Karla Lara war eine wichtige Protagonistin in der Widerstandsbewegung, die in Folge des Putsches 2009 entstanden ist. Ihre Texte sind inspiriert von den zivilgesellschaftlichen Widerstandsaktionen in ihrem Heimatland. Manche klagen an, andere beschreiben Zustände, die nach Veränderung verlangen und mobilisieren. Gegen Korruption, gegen Landraub und Vertreibung, gegen den neoliberalen Ausverkauf vor allem indigenen Gemeindelandes. Sie war eine enge Freundin der Anfang März 2016 von Auftragskillern ermordeten Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres.

Ihre Texte erzählen auch von den Hoffnungen der Menschen und sie sagen Stopp zur machistischen Alltagsgewalt.

Egal ob sie auf der Bühne des Nationaltheaters von Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, auftritt oder auf einer provisorischen Bühne während einer Protestkundgebung: Mit ihrer großartigen Stimme und ihren humorvollen direkten Ansprachen zu den Geschichten in ihrem Land erreicht sie die Menschen, schafft interaktive Begegnungen.

Das Auftakt-Konzert findet am 28. Juni in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin statt. Karla Lara wird mit ihrem Pianisten Jose Antonio Velasquez unterwegs sein, mit dem sie bereits seit 2007 zusammenarbeitet.

Ab Mitte Mai wird der Tourplan mit allen Details auf www.eha-media.de zu finden sein.

Erika Harzer (Journalistin)
und
Steffi Wassermann (FDCL, Arbeitskreis Internationalismus der NaturFreunde Berlin)