Sanfter Tourismus schützt die Artenvielfalt

Tourismus und Artenverlust
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Wie faszinierend ist es, auf Reisen in andere Klimazonen eine neue Tier- und Pflanzenwelt zu bewundern. Ob Orchideen oder farbenprächtige Vögel, die Natur hat eine enorme Vielfalt und echte Schätze zu bieten. Der natürliche Reichtum zieht viele Reisende an, doch jeder Schritt in unberührte Natur gefährdet Arten.

Zustand der Biodiversität

Die biologische Vielfalt bezeichnet als Sammelbegriff die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde. Dazu gehört die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Wasser, in der Luft sowie die genetische Vielfalt. Doch der Zustand der biologischen Vielfalt ist besorgniserregend. Laut dem Bericht der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) von 2019 zeigen folgende Fakten den dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt an:

  • etwa eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht, etliche davon schon in den nächsten Jahrzehnten;
  • die Waldfläche ist weltweit um 32 % im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zurückgegangen;
  • durch menschlichen Einfluss sind 75 % der Landoberfläche und 66 % der Meeresfläche verändert;
  • seit 1870 sind ca. die Hälfte der lebenden Korallen verschwunden;
  • mehr als 85 % der Feuchtgebiete sind im Vergleich zum 17. Jahrhundert verschwunden.

Die Ursachen des Verlustes sind vor allem:

  • Monokulturen in der Landwirtschaft, da ihnen oft artenreichen Flächen weichen mussten;
  • der hohe Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft;
  • Massentierhaltung;
  • Überfischung der Meere;
  • Abfall, Abwässer und industrielle Umweltverschmutzung;
  • Tourismus und Verkehrsinfrastruktur.

Der Verlust der biologischen Vielfalt stellt eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar. Die Menschen sind auf die Natur angewiesen – was die Natur hervorbringt und den Menschen bietet, kann kaum durch technische Lösungen ersetzt werden. Einige Beispiele dafür sind: die Bereitstellung von Sauerstoff durch Pflanzen; die Regulierung des Nährstoffkreislaufs durch Kleinstlebewesen, wie Bakterien und Pilze; und die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen durch Insekten. 

Biodiversität und Tourismus

Für den Tourismussektor ist Biodiversität eine unverzichtbare Ressource. Weltweit leben viele touristische Destinationen davon, dass sie Reisenden eine intakte Umwelt, Naturerlebnisse sowie erlebbare Artenvielfalt bieten. Die Gefährdung der biologischen Vielfalt stellt für die Tourismuswirtschaft ein Risiko dar – aber Tourismus schadet auch der Artenvielfalt.

Natürliche Lebensräume von Pflanzen und Tieren werden mit jedem Ausbau von touristischer Infrastruktur reduziert, beispielsweise durch den Bau von Unterkunftsmöglichkeiten, das Anlegen von Wegen durch Naturräume, den Bau von Skiinfrastruktur oder den Ausbau von touristischer Küsteninfrastruktur. Reiseangebote in wenig erschlossene Naturräume tragen zur Zerstörung natürlicher Lebensräume von bei. Was heute mit hochpreisigen Angeboten für wenige Reisende beginnt, ist oft schon bald für große Teile der Mittelschicht erschwinglich oder endet gar im Massentourismus.

Nachhaltiger Tourismus ist nötig

Ein ökologischer und sanfter Tourismus kann dazu beitragen, die zerstörerischen Auswirkungen touristischer Aktivitäten auf die biologische Vielfalt zu mindern. Generell sollte der Schutz der biologischen Vielfalt im Tourismus als Querschnittsaufgabe angesehen werden.

Das sehen auch die mehr als 190 Staaten so, die das Übereinkommen über biologische Vielfalt ratifiziert haben. Das seit 1992 bestehende Übereinkommen hat den Erhalt der Biodiversität, deren nachhaltige Nutzung sowie die gerechte Aufteilung der aus der Nutzung genetischer Ressourcen gewonnenen Vorteile zum Ziel.

In der Vertragsstaatenkonferenz von 2018 wurde die Bedeutung des Tourismus für die Ziele des Übereinkommens festgehalten. Die Vertragsstaaten sehen vor allem großes Potenzial bei dem Erhalt von Schutzgebieten durch die Förderung von sanftem und gemeindebasiertem Tourismus. Indigenen Gemeinschaften kommen hierbei eine besondere Bedeutung zu, denn sie tragen sehr viel zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Doch sind gerade ihre Lebensräume oft durch wirtschaftliche Aktivitäten wie Bergbau und industrielle Landwirtschaft bedroht. Das bekannteste Beispiel ist die fortschreitende Abholzung des brasilianischen Regenwaldes. Tourismus in indigenen Gebieten und in Schutzgebieten muss besonders behutsam vonstattengehen.

NaturFreunde fördern sanften Tourismus

Seit ihrer Gründung fördern die NaturFreunde einen nachhaltigen und ökologischen Tourismus. Ihre Aktivitäten reichen von Bildungsangeboten zum Thema Biodiversität bis hin zur Förderung des ökologischen Tourismus in Deutschland.

Aber nicht nur in Deutschland setzen sich die NaturFreunde für Biodiversität ein. Credi ONG in Benin, eine Mitgliedsorganisation der Naturfreunde Internationale, fördert beispielsweise die biologische Vielfalt im Tal von Sitatunga in Zentralbenin und verbindet dies mit ökologischem Tourismus und Umweltbildung für Schüler*innen. Das touristische Angebot ist so konzipiert, dass möglichst viele Personen aus den Gemeinden beteiligt sind und ein Teil der Einnahmen in die Gemeindeinfrastruktur fließt. Auch die gambische NaturFreunde-Organisation JustAct fördert sanften Tourismus. Sie bildet junge Menschen in der Region Janjanbureh zu Tourguides aus, Nachhaltigkeitsaspekte spielen dabei eine große Rolle.

Informiere dich zu ökologischem und nachhaltigem Tourismus! Achte bei jeder Reise auf den Schutz der Artenvielfalt!