Schöne Aussicht und wenig Schnee

Ein Lehrgangsbericht über eine Dolomitendurchquerung von West nach Ost

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Endlich hat es geklappt! Nach drei Anläufen konnten wir – sechs NaturFreunde-Bergsportler*innen – die Dolomiten von West nach Ost durchqueren. Bei optimalen äußeren Bedingungen – nachts kalt und frostig, tagsüber sonnig und warm – starteten wir am 20. März in Welschnhofen und beendeten unsere Lehrgangstour am 25. März in Pederü. Beide Orte liegen in Südtirol.

Durch den Rosengarten zum Val de Misde

Unsere erste Tagesetappe war die Durchquerung des Rosengartens. Über den Passo delle Coronelle (Tschager Joch) ging es erst einmal mit Steigeisen und den Ski am Rucksack zu Fuß nach oben. Unsere Firnabfahrt ins Val de Vajolet und der Aufstieg zur Preuss-Hütte und Grasleitenpasshütte wurden von bezaubernden Felszacken und den bekannten Vajolettürmen flankiert. Die darauffolgende lange Abfahrt ins Val Duron war sehr anspruchsvoll, da der Schnee alles andere als gut zu fahren war. Zum Tagesausklang wurden die Ski noch einige Kilometer getragen, bis uns das Taxi am frühen Abend zur Unterkunft am Passo Sella brachte. 

Die Skitourenwoche von Hütte zu Hütte
Die Skitourenwoche von Hütte zu Hütte (B266X) ist ein Lehrgang der Bundesfachgruppe Bergsport der NaturFreunde Deutschlands. Die Anforderungen an Ausdauer und Kondition liegen bei bis zu 1.600 Höhenmeter im Aufstieg. Die Gipfelanstiege erfordern unter Umständen Steigeisen sowie Klettergurt und Karabiner. Bei den Abfahrten müssen Hänge, die etwa 40 Grad steil sind, mit dem Rucksack sicher befahren werden können.
Auskunft und Anmeldung: sport@naturfreunde.de

Die zweite Etappe führte durch die Sellagruppe über den Piz Boe auf 3.152 Metern Höhe. Unsere Idee, auf Ski durch das Val Lasties zu fahren, verwarfen wir wegen Schneemangels sofort. Die Pordoi-Seilbahn brachte uns anschließend auf 2.952 Meter Höhe. So befestigten wir unsere Ski wieder an den Rucksäcken und marschierten Richtung Piz Boe.

Nach der Besteigung fanden wir auch etwas Schnee, auf dem wir zur Bamberger Hütte und ins Val de Misde spuren konnten. Das Val de Misde verlangte uns sehr viel an skifahrerischem Können ab. Der wenige Schnee war sehr hart und stellenweise mussten wir die Ski tragen. Am Ende wurden die Steigeisen nochmals angezogen, um über steiles, blankes Eis ins Tal zu gelangen.

Mit Ski am Rucksack durch die Fanesgruppe

Die dritte Etappe brachte uns in die Fanesgruppe. Bevor wir jedoch unser Tagesziel, die Fanes-Hütte, erreichten, wurden die Ski mal wieder an den Rucksäcken befestigt und wir bestiegen den höchsten Gipfel der Fanesgruppe, den Piz de Lavaralla, auf 3.055 Metern Höhe. Am späten Nachmittag gab es an der Fanes-Hütte zum Ausklang auf der Terrasse noch einige Sonnenstrahlen, bevor das Hüttenleben mit einem hervorragenden Abendessen begann.

Die vierte Etappe zu den Drei Zinnen mussten wir aufgrund des Schneemangels streichen. Wir entschieden uns, eine Tagesskitour auf die Zehnerspitze zu unternehmen. Im Anschluss nahmen wir die Abfahrt nach Pederü, wo die Rückfahrt zum Ausgangspunkt organisiert wurde. Die lässige und relativ einfache Skitour war zum Schluss nochmals genial, da wir auf Firn und gut fahrbarem Sulzschnee fahren konnten und keine Skier hochtragen mussten.

Die Tour durch die Dolomiten war eine sehr anstrengende und anspruchsvolle Durchquerung, mit nicht so optimalen Schneebedingungen. Vom Schwierigkeitsgrad ist sie vergleichbar  mit den Ostalpendurchquerungen wie beispielsweise der Haute Route oder der Ötztal- und Ortlerdurchquerung. Wir konnten die Natur in vollen Zügen genießen, waren immer umgeben von steilen Felsen und der wahnsinnig schöne Blick zurück oder nach vorne hat uns vieles von den Anstrengungen vergessen lassen.

Josef Hümmer
Bundeslehrteam Bergsport

 

 

Weitere Bilder

Dolomitendurchquerung 2022

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