Tourenbericht: atemlos in der Oberaar

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Die Oberaar liegt im östlichen Teil der Berner Alpen und ist bekannt für ihre spektakulären Gletscherlandschaften. Ende Juli zog es Matthias Grell, Bundesfachgruppenleiter Bergsport, und einige weitere bergbegeisterte NaturFreund*innen aus verschiedenen Teilen Deutschlands für eine Hochtour in die abgelegene Gletscherregion. Organisiert wurde die Tour über die NaturFreunde-Erlebnis-Akademie (NEA) der NaturFreunde Bayern, betreut und geführt durch einen Trainer der NaturFreunde Groß-Gerau. Lies hier Matthias' Tourenbericht:

Dünne Luft und malerische Aussichten

Als Startpunkt dient uns das Berghaus Oberaar nahe dem Grimselpass zwischen Aare- und Rhonetal.  Die Besteigung des Sidelhorns (2.764 m) als Eingehtour bringt uns bereits in dünne Luft und nach kurzer Zeit auf einen Gipfel, von dem sich rund zwei Dutzend der umliegenden 4.000er der Berner und Waliser Alpen erblicken lassen.

Am nächsten Morgen geht es früh los, den laaangen (!) Anstieg entlang des Oberaarstausee, über ausgedehnte Moränen und den anschließenden Gletscher zum Oberaarjoch, wo die Oberaarjochhütte malerisch bei 3.258 m auf einer Art Kanzel liegt. Zwischendurch werden noch Techniken zur Gletscherbegehung und Spaltenbergung geübt. Nach einer letzten Anstrengung über blockiges Gelände und eine Leiter empfängt uns das tolle Hüttenteam und wir können uns endlich ausruhen und verdiente Erfrischungen genießen.

Mächtige Gletschertürme und reißende Eisströme

Am nächsten Tag steht die Hochtour auf das Vordere Galmihorn (3.507 m) an. Wieder geht es früh los, Wetter und Schneebedingungen gebieten dies. Das frühe Aufstehen fällt nicht allen leicht. Die Höhe macht zu schaffen, beim Schlafen und auch bei der sportlichen Anstrengung. Dennoch ziehen wir kurz nach Sonnenaufgang los, genießen die Stille und die beeindruckende Gletscherwelt.

Der Anstieg zum Galmihorn zieht an mächtigen Gletschertürmen und großen Spalten vorbei. Aufwärts und in so manchem Bogen zieht die Seilschaft nach oben. Eine Trinkpause, eine letzte Anstrengung, dann stehen wir oben und bestaunen atemlos die uns umgebende Gipfelwelt. Von der Monte Rosa Gruppe, dem Matterhorn, den höchsten Bergen des Berner Oberlandes bis hin zu den Schneegipfeln des Montblanc-Massivs schweift unser Blick. Unter uns fließen die noch immer mächtigen Eisströme, Fiescher-, und Studergletscher. Bei strahlendem Sonnenschein und schnell weicher werdendem Schnee geht es dann hinunter, immer wieder umgehen wir dabei kleinere und größere Spalten.  Zurück an der Hütte können wir unsere erfolgreiche Tour feiern.

Am Ende der Tour Regen

Am letzten Tag steht noch die Besteigung des Oberaarhorns an. Zwar sind nur rund 400 Höhemeter von der Hütte aus zu steigen, aber mit 3.629 m ist es der höchste Punkt unserer Tour. Wir müssen über Blockgelände klettern und durch Schneefelder steigen, bevor wir auf dem Gipfel stehen. Vor uns steht der mächtige Koloss des Finsteraarhorns mit seiner gewaltigen Nordostwand. Ein paar Gipfelfotos und dann geht es konzentriert hinunter und zur Hütte zurück. Nochmal eine Stärkung und der lange Abstieg zurück ins Tal steht an. Ein kurzer Schauer mit Graupel lässt uns nochmal unsere Regenschutzkleidung testen bevor wir dann gegen späten Nachmittag unsere Tour zufrieden am Berghaus Oberaar beenden.

Matthias Grell
Bundesfachgruppenleiter Bergsport